Von Carsten Krystofiak, 23.01.2019

In dieser Woche vor 20 Jahren... ...wartete Eva auf die Hochzeit.

Sechs Jahre vor der Verfilmung des Buches „Der Untergang“ von Joachim Fest, das Hitlers letzte Tage im Berliner „Führerbunker“ nachzeichnet, u.a. anhand der Erinnerungen von Hitlers Sekretärin Traudl Junge (damals Anfang zwanzig), brachte das Wolfgang Borchert-Theater ein ungewöhnliches Stück auf die Bühne:

Nach der Hochzeit gibt‘s keinen Honeymoon...

„Eva“ war das Erstlingswerk des ostdeutschen Regisseurs Stefan Kolditz. Das Ein-Personen-Drama zeigt Eva Braun, die sich kurz vor Kriegsende im Bunker langweilt, während ihr Geliebter in sinnlosen Lagebesprechungen Geisterarmeen auf dem Kartentisch verschiebt. Eva ist kurz vor dem Triumph ihres Lebens: In wenigen Stunden wird ihr Geliebter sie heiraten und offiziell zu „Frau Hitler“ machen. Doch bleibt dem Hochzeitspaar danach nur noch der gemeinsame Selbstmord.


Das WBT war damals im Hauptbahnhof und fasste nur 99 Zuschauer, weshalb es auch „Zimmertheater“ hieß. Die räumliche Enge machte die makabre Atmosphäre der Darstellung noch beklommener. Das Wummern der Züge auf den Gleisen des Hauptbahnhofes war der ideale Soundtrack zur Bunkerstimmung. Das Stück erhielt positive Kritiken, obgleich es noch als Tabubruch galt.

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