Von , 27.06.2012

Mit gut 15.000 Unterschriften ist das Bürger/Innen-Begehren gegen den Ratsbeschluss zur Umbenennung des Hindenburgplatzes 50% überzeichnet. Um den in einer sehr, sehr großen Koalition durchgezogenen Ratsbeschluss in Frage zu stellen, hätte es nur knapp 10.000 Unterschriften bedurft.

Wer glaubt, dass es der seit 78 Jahren tote Namensgeber des Platzes ist, der diese Bürger/Innen-Bewegung in Gang gesetzt hat, liegt möglicherweise nicht ganz richtig. Wahrscheinlich handelt es sich tatsächlich um eine Außerparlamentarische Opposition, die viel mehr ihre Begründung in einer 'Sozialdemokratisierung' der CDU hat. Die Umbenennung des Platzes liefert nur einen weiteren Anlass, einen Aufhänger, an dem sich der Unmut organisiert.

Beobachten wir dieser Tage im stets zum Eigenwillen neigenden Münster die Entstehung einer APO der gesellschaftlichen Bewahrer gegen die breite parlamentarische Mehrheit der Erneuerer? Hat der Protest, der sich gegen die große Koalition artikuliert überhaupt etwas mit dem Zeitgeist der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts zu tun?

Daran kann ich angesichts von 15.000 Unterschriften kaum glauben. So viel Bewegung hat immer etwas mit Gegenwart zu tun. Wahrscheinlich erscheint mir, dass die in immer kürzeren Abständen mit immer beliebigeren Begründungen und immer zufälligeren Mehrheiten losgetretene Hektik von Erneuerung, die in immer gewaltigeren Hüben die öffentlichen Kassen leert, hier auf einen konservativen, außerparlamentarischen Widerstand stößt, dem es wichtig ist, zu sagen: STOP! Finger weg vom Namensschild an diesem Platz. Als Hindenburgplatz steht er in Münster für einige Dekaden wohlhabend geordneter Verhältnisse. Man konnte ihn nicht gegen einen Bürger/Innen-Willen zubauen und möglicherweise kann man ihn auch nicht gegen einen Bürger/Innen-Willen umbenennen. Was für eine verrückte politische Magie auf diesem schlichten, großen Platz. - Arno Tilsner

Archivtexte Presseausweis

Beiträge 2012