Von , 28.08.2019

Millionengewinne jedes Jahr, die in die klamme Stadtkasse fließen:

Millionengewinne jedes Jahr, die in die klamme Stadtkasse fließen: Die Stadtwerke Münster sind eine besonders schöne Tochter der Stadt Münster. Endlich entdecken sie auch, das ein Glasfaserausbau in Münster sinnvoll sein könnte. Und es geht los - im Kreuziertel. Nun, dort wohnt zahlungskräftige Kundschaft und die Bereitschaft dürfte hoch sein, sich anschließen zu lassen. Aber das soll eigentlich nicht das Thema sein. Sondern eher: Wie geht es weiter mit den Stadtwerken? Nach Jahren des Streit und der Destruktivität an der Spitze sind vor Monaten beide Geschäftsführer gegangen worden (oder korrekt: Es gab Auflösungsverträge). Wenigsten bei einem stehen noch Nachzahlungen in Millionenhöhe im Raum, weil sein Vertrag erst 2018 für fünf Jahre verlängert wurde, ihn die Kommunalpolitik dann aber flugs in die Wüste schickte. Der Interims-Geschäftsführer Stefan Grützmacher sagte jetzt im Interview, was er für den Hauptfehler der vergangenen Jahre hält: Dass es zwei gleichberechtigte Geschäftsführer gab. Das Gelingen von Projekten habe deshalb immer davon abgehangen, ob sich die beiden verstehen. Dass es nicht so war in den vergangenen Jahren, das weiß jeder.

Und nun kommen wieder zwei Geschäftsführer. Das hat der Rat beschlossen. Aber wenigstens ein Fehler ist ausgebügelt, denn einer von Ihnen wird der Sprecher der Geschäftsführer, und hat damit den Hut. So weit, so gut.

Gedeihlich wäre es indes, wenn auch weitere Fehler ausgebügelt würden. Der unerhörte Einfluss des Rates auf die Stadtwerke. Immer wieder wurde das Unternehmen zum Spielball der Politik. Musste für Macht- und Parteipolitik herhalten. Es ist immer problematisch, wenn sich Politiker, die vom operativen Geschäft wenig bis keine Ahnung haben, in die Abläufe der städtischen Unternehmen einmischen. „Sie glauben gar nicht, welche Kleinigkeiten ich hier jeden Tag mit den Politik abstimmen muss“, sagte mir einmal einer vielen ehemaligen Geschäftsführer der Stadtwerke, sinngemäß. Hinzu kommt ein Aufsichtsrat, der löchrig ist wie ein Schweizer Käse. Was gut für die Medien ist, ist natürlich schlecht fürs Unternehmen. Jeder Journalist in Münster weiß, wen man anrufen muss, wenn man Interna aus den Stadtwerke-Aufsichtsratssitzungen erfahren will. Diese Offenherzigkeit wurde dann neulich auch dem Aufsichtsratsvorsitzenden zu bunt, weshalb er die Aufsichtsratsmitglieder eine Verschwiegenheitsverpflichtung unterschreiben ließ. Diese wiederum empfanden dies als Affront, weil sie qua Gesetz sowieso still sein müssen. Wie gut das so funktioniert, hat man in den vergangenen Jahren ja in diversen Zeitungen Münster nachverfolgen können.

Nun also eine neue Fast-Doppelspitze mit geordneter Führungsstruktur. Dies wäre schon vor Jahren nötig gewesen, spätestens aber, nachdem zum ersten Mal ein Geschäftsführer, Andreas Hoffknecht, 2014 die Segel strich. Chance vertan. Millionen versenkt. Danke, liebe Politiker.

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