Von Günter, 27.03.2024

TAJ MAHAL/ NANCY VIEIRA/ CHRISTIAN McBRIDE & EDGAR MEYER/ OLIVIER Le GOAS/ AOIFE O’DONOVAN/ DE-PHAZZ

Taj Mahal – Mit 81 fit wie eh und je

Hast Du eine gute Blues Platte, hast Du alle guten Blues Platten. Bitte nicht wörtlich nehmen, erst recht nicht, wenn es um ein neues Werk eines der umtriebigsten Akteure der Branche geht. „Swingin‘ Live at the Church in Tulsa“ mit TAJ MAHAL und seiner aktuellen Band plus Gäste enthält nur 1 neuen Song. Die anderen 9 sind Favoriten, die er immer wieder aus dem Hut zieht und trotzdem, die Art und Weise mit der die Combo diese Titel immer neu im typischen Oklahoma Sound intoniert lässt keine Längen aufkommen, selbst wenn am Ende fast 10 Minuten ‚gejammt‘ wird. Resonator Gitarre, Dobro, elektr. Gitarre, Bass und Drums plus der Gastsänger aus Country Gefilden schaffen eine tiefenentspannte Darbietung in bester Handwerksqualität.

Nancy Vieira – Sonnenschein aus Kap Verden

Eine neue Stimme von den Kap Verden. Aus Portugal. Dahin ist NANCY VIEIRA umgesiedelt hat dort das Ensemble mit den für ihre Musik typischen Instrumenten zusammengestellt. Sie schreibt selbst keine Songs, hat für ihr „Gente“ 14 Titel nach eigenem Gusto ausgesucht, die sie unverkrampft mit schöner Stimme vorträgt. Durch die Stimmungen, Melancholie, Freude aber immer mit Sonne im Rücken.

Eine für die Spezis. CHRISTIAN McBRIDE & EDGAR MEYER, 2 Kontra Bassisten ohne weitere Begleitung. Gezupft, gestrichen, geslapt, das Duo ausgebuffter Könner umspielt sich gegenseitig, fordert sich heraus und klingt trotzdem unglaublich gemeinsam. Fragt sich, wer spielt denn hier die Melodie? Auf je 2 Titeln spielt jeder von ihnen Piano! Also „Who’s gonna play the Melody“.

Deutlich mehr Piano gibt’s auf der Trio Platte des Pianisten OLIVIER Le GOAS. Die Rhythmusgruppe trägt ihn stabil durch Tempi und Breaks, bleibt aber im Hintergrund, der Fokus liegt auf dem komponierenden Mann am Klavier, dessen fingerfertige Handarbeit allerdings auch mehr als hörenswert ist.

Handfesten County mit etwas mehr Rock liefert CHARLIE PARR. Den Sound seines „Little Sun“ sortiere ich mal zwischen Mellencamp, Petty und dem Boss, seine Texte schöpft er aus nicht nur seinem Leben, 2 Gitarren, Bass, Drums und Piano/Orgel plus eine Handvoll (8) gute Songs, mehr braucht es nicht um ein erneutes Zuhören zu provozieren.

Auch wenn wahrscheinlich niemand ihren Namen kennt, ist „All my Friends“ von AOIFE O’DONOVAN kein Debut. Die Titel ihres mindestens schon 4. Studio Album sind zu vielschichtig und komplex, als dass m/f sie im 20 Sekunden Schnipsel erfassen könnte und offensichtlich gibt es niemanden, der sie auf vordere Plätze der Vorschlagslisten der Streaming Dienste kauft. Ihre ungewöhnlich strukturierten Songs leben von melodischen Brüchen, sehr variabler Instrumentierung, Gitarre und Stimme allerdings im Zentrum, wobei ihr eher zurückhaltender Gesang die Aufmerksamkeit bindet, ihre Melodie Linien auf Liebe zum Folk hinweisen. Für wirklich grossen Erfolg leider zu wenig offensiv, dafür, wie zu erwarten, wunderschön.

De-Phazz– Keiner bastelt raffinierter

Der Ober-Soundbastler meldet sich erneut zu Wort. Pit Baumgartner, der Mastermind kommt mit DE-PHAZZ „pres. Pit Sounds“ in die Regale. In diesem Fall ohne Band, lediglich Trompeter Joo Kraus und Sängerin Constanze Backes wirken als Leibhaftige mit, alle 12 Titel dieses Werks werden in seiner kaum kopierbaren Art aus Versatzstückchen längst vorhandener Tonaufnahmen in den typischen Laidback groovenden De-Phazz Sound verwandelt. Woher diese Schnipsel Stammen ist für mich nicht zu ermitteln, ist für das entspannte Hörvergnügen aber auch absolut unerheblich.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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