Von Günter, 13.03.2024

MICHAEL ARBENZ/ MICHIEL STEKELENBURG/ HILDE/ PARADISE PHANTOMS/ LONDON AFROBEAT COLLECTIVE

Heute geht’s mal wieder, im wahrsten Sinne des Wortes, piano los. Tastenvirtuose MICHAEL ARBENZ hat neben seiner Arbeit mit Vein noch Zeit für Solistisches. Auf seinem 2. Alleingang „Classicism – A Point of View“ verarbeitet er Ideen aus Werken klassischer Komponisten von Debussy über Bach bis Hindemith zu eigenen Kreationen. Teils mit dezenter Elektronik oder im Duett mit sich selbst beweist er viel Fantasie und ein feines Gespür für harmonische Wandlungen.

Hier organisieren gleich 7 Musiker ihren spezifischen Sound. Gitarrist MICHIEL STEKELENBURG bringt für seine „Catharsis“ Rhythmusgruppe plus Piano und einen kompletten Bläsersatz (Posaune, Sax, Trompete) zum Einsatz. Beim Aufräumen seiner Ideenwerkstatt kommen dabei unterschiedlichste Arbeitsansätze ins Spiel. Lyrische Melodien, ungerade Rhythmen, freundliche Bläserfiguren, seine Mitstreitern freuen sich über diese Details, arbeiten sie ausführlich aus und natürlich kommt auch der Boss an den Saiten nicht zu kurz. Niedlich oder schön vermeidet die Mannschaft durch herzhaften Einsatz und dynamische Wechsel.

Hilde – Improvisierte Kammermusik

Zum nächsten Vorschlag: Ich finde das Album aussergewöhnlich gut. Mein Versuch der Beschreibung wird dem sicher nicht gerecht.‚Improvisierte Kammermusik‘ (zitiert aus dem ‚Waschzettel‘) trifft es recht gut. Das Quartett HILDE musiziert mit Geige, Posaune, Cello und Gesang. „Tide“ ist das erste komplett im Studio eingespielte Werk. 14 meist kurze Titel, besser kurz ausgearbeitete Ideen, zum Teil karg ausgestattet, dazu die leicht ätherische Gesangsstimme in verschiedenen Sprachen und Melodien, die auch schon mal aus der Tradition entliehen sein könnten. Das ist keine Musik zum Konsumieren, auf diese Vortragsweise muss m/f sich einlassen, wird dafür mit erstaunlichem Ideen- und Klangreichtum belohnt.

Paradise Phantoms – French House aus Spanien

Auch in diesem Genre tummeln sich noch Sound Designer und andere Kreative. French House, dieser Mix aus Funk-/Disco Beats, meist mit elektronischem Equipment erzeugt, treibt immer mal wieder schöne Blüten. Denke an z.B. Daft Punk. Dabei kommt das Projekt PARADISE PHANTOMS aus Spanien! Griffige Beats, Texte, die weniger literarisch als mehr nach Wunsch oder Kommando klingen, kurz und knackig, auch die anderen Zutaten passen. Die generierten Grooves mit allerlei Nebenklängen angereichert, die Melodie nicht vergessen und Pausen an den richtigen Stellen, damit der Beat danach wieder deutlich wird. 10 absolut ‚süffige‘ Tracks, unbedingt geeignet für Freunde der Bewegung.

London Afrobeat Collective– Unwiderstehlicher Groove

Hier kommt der in der vergangenen Woche angekündigte Afro Beat. Obwohl mich das LONDON AFROBEAT COLLECTIVE zur Eröffnung von „Esengo“ zunächst mit einem karibischen Zouk Rhythmus überrascht. Das 8er Kollektiv aus aller Herren Länder, Europa, Afrika, Südamerika, verstärkt sich auf ihrer Fahrt durch Afrika-stämmige Rhythmen auf einigen Tracks um weitere Bläser, Piano oder Orgel und fügt dem entdeckten Material seine eigene musikalische Vorstellung hinzu. Natürlich gibt’s Afro Beat Fela Style, Call und Response, Sax Ausflüge, dazu gesellt sich hier noch ein umtriebiger Gitarrist auf den nur 6 entsprechend langen Titeln Die Sängerin kann sich mit kräftiger Stimme durchsetzen, auch auf den weniger flotten Tracks überzeugend, ist nicht nur ‚Shouterin‘ vor und hinter den Bläsern. Durch den gelungenen Mix der Musik unterschiedlicher Kontinente und die klar europäische Produktion wird dieser Sound auch nur bedingt afrozentrischen Ohren Vergnügen bereiten.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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