Von Günter, 24.01.2024

EKKI MAAS/ CHROMEO/ EDMONDO ROMANO/ PERICO SAMBEAT/ ORIANE LACAILLE/ JAN BANG

Ekki Maas – Local Lad makes good!

Nach vielen Jahren als Mitglied der Erdmöbel hat der vor langer Zeit aus Münster ‚geflüchtete‘ EKKI MAAS sein „Solo Album“ veröffentlicht. Kleine Alltagsgeschichten, Anekdoten, Beobachtungen, genau so wenig mit der Goldwaage nachpoliert, wie die sicher nicht audiophile Produktion. Dafür hat er beinahe alles ‚solo‘, also allein gespielt und produziert. Sehr direkt, ungeschönt ehrlich und gerade deshalb charmant und leicht zu hören. Lässiger Rock, mit feiner Gitarren- (Bass!) Arbeit, verwurzelt in den 70ern aber in modernem Kleid. Ich kann es an keinem Detail festmachen, für mich scheint ein echtes Faible für die Beatles durch.

Ziemlich auf Nummer sicher geht das Duo CHROMEO mit ihrem „Adult Contemporary“. Die austrainierten Club-Grooves seiner Vergangenheit angereichert mit den Erfolgs-Sounds von Daft Punk inkl. Nile Rogers Riffs und dessen 80er Sounds á la Chic. Gelegentlich wird die synthetische Produktion mit konventionellen Instrumenten ergänzt entsprechend geht es in den Texten nicht ausschliesslich um Tanzen und Liebe. Sehr locker und lebensbejahend.

EDMONDO ROMANO spielt diverse Blasinstrumente, Keyboards und programmiert Sounds. Für sein „Religio“ hat er sich mit 9 SängerInnen, auch als Chor, Streichern und einer komplett besetzten Band verstärkt. Beinahe klassische Kompositionen meditativ ausgeführt, sollen die Hörenden auf eine Entdeckungsreise ins eigene Innenleben begleiten. Ist vom Thema nicht wirklich meines, aber für die exzellente Umsetzung der Idee durch das grosse Ensemble habe ich Respekt.

Als Saxofonist spanischer Herkunft überrascht es nicht, dass in der Musik von PERICO SAMBEAT immer mal wieder Rhythmik oder Harmonien aus dem Flamenco aufscheinen. Auf „Roneando“ hält er diese Momente allerdings sehr klein. Im Quintett mit Piano, Bass, Drums und Perkussion dominiert klar seine Auffassung von modernem Jazz. Und er lebt den Wohlklang, selbst seine ausufernden Improvisationen verlaufen in sehr melodischen Bereichen. Zu den 8 eigenen Kompositionen gesellt sich noch eine wunderbar langsame Version von ‚I did‘nt know what Time it was‘, gesungen von Sara Dowling.

Oriane Lacaille – Bunte Klangwelt

Das ist mutig. Eine CD mit aktueller Musik einer Künstlerin aus La Reunion hier in BRD zu veröffentlichen. ORIANE LACAILLE heisst die Frau und die Songs auf ihrer CD „iViV“ sind wahrlich eine ungewöhnliche Mischung und unbedingt hörenswert. Afrika ist nicht weit, aber das französische Chanson hat ebenfalls Spuren hinterlassen. Die Wüstenrocker hatten Einfluss und selbst ur-amerikanische Motive tauchen auf. Sie singt mit eher sanfter Stimme, klingt ein wenig nach den populären Stimmen der End 60er. Unterstützt wird sie dabei von einem Team auf akustischen Instrumenten, das schon nach dem ersten Ton echt aussereuropäisch anmutet. In der Welt hat sie offensichtlich schon einen Namen, halfen doch relevante Grössen wie Leyla McCalla und Laura Cohen dabei diese bunte Klangwelt zu erschaffen.

Jan Bang– Erinnert an David Sylvian

JAN BANG ist ja eher für seine unorthodoxen Klangkonstruktionen bekannt. Mit „Reading the Air“ legt er, soweit ich weiss, sein 1. Gesangsalbum vor. Seit 2014 daran gearbeitet, versammelt er hier das ‚who is who‘ der nordischen MusikerInnen (u.a. Aarset, Henriksen, A. Drecker) und schafft mit ihnen eine sehr melancholische Reise, meditativ, beruhigend, wobei die Themen Verlust, Vergänglichkeit jedoch immer einen Hoffnungsschimmer am Horizont leuchten lassen. Ich habe seit langem keine Musik mehr gehört, die eine deutlichere Verwandtschaft zu den späten (Virgin) Werken von David Sylvian aufweist.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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